7 · Feuerkäferstimmen


Das Flammenkind hockte in Chronos' Sessel und starrte gedankenverloren in das prasselnde Kaminfeuer.
Die Arme um die Schienbeine geschlungen, die sie vor die Brust gezogen unter dem Pullover versteckte. Sie wippte wie ein hilfloser Käfer auf dem Rücken vor und zurück. Im Rhythmus ihrer kleinen Flammenfreunde, die dort zu ihrer Unterhaltung für sie tanzten.
Mit ihren lockenden Bewegungen züngelten sie ihr mit flirrend falschem Anmut unzählige Wahrheiten zu, denen Neko im Halbdunkel hypnotisiert lauschte.

»Du bist allein! Nicht nur hier, in der Nacht, in diesem Raum, sondern schon immer! – Chronos erinnert sich nur an eine Jahrtausende alte, längst vergessene Version deiner selbst. – Amor will deinen Tod! Noch immer. Das weißt du. Waffenstillstand hin oder her! – Und beide leugnen sie deinen Namen. Den einzigen, der deiner wahren Bestimmung würdig ist! – Kali ... Kali magst du. Gewiss. Aber hast du wirklich gedacht, dass sie so dumm ist, seinen Kern nicht zu erkennen? Sie hat dich betrogen. Sie hat dich hintergangen! Aber kannst du ihr böse sein? Nein! – Keinen Zorn empfinden zu können, wenn er dir doch am meisten helfen könnte, ist bitter. Aber das hast du dir selbst eingebrockt! – Du hast die Muse belogen, was dich und Kiro angeht. Sicher hattest du nie etwas mit ihm. Aber seine Nähe gibt dir doch so ein sicheres Gefühl. Haben wir nicht Recht? Das Gefühl, unter Kontrolle zu sein. Behütet vor dir selbst! – Auch musstest du ja unbedingt Kiro belügen. Von Anfang an! Aber was hättest du auch sonst tun sollen? Es hätte ja deinen eigenen feinen Plan gefährdet, nicht wahr?!«

Sie kniff die Augenlider fest zusammen, ballte die Fäuste und schmetterte sie immer wieder gegen ihre pochenden Schläfen.
Aber die brennenden Stimmen in ihrem wütenden Kopf hörten und hörten einfach nicht auf, sie zischend immer weiter zu verspotten.

»Oh, du Arme ... tun wir dir weh? Willst du jetzt einfach nur noch raus hier? Weg von den Menschen? Ja? – Ja, das will die Kleine! Weg von diesen blöden, tollen, kleinen Menschen, die dich immer wieder dazu verleitet haben, dich als eine von ihnen zu fühlen; dich dazu bringen, dass du dich so bescheuert glücklich fühlst! – Auch wenn dich jetzt fast schon nichts mehr von ihnen unterscheidet. So ohne Kern, ohne Staub, ohne Zeit auf deiner Uhr! – Nichts, als ein hübscher Fleischsack aus falschen, verrottenden Molekülen bist du! Vollgestopft mit verwirrenden Emotionen und einem Verstand, der deinen Strohkopf mit seiner Widersprüchlichkeit fast zum Explodieren bringt! – Pschscht, kleines Ding. Bald ist es ja vorbei. – So oder so!«

Dessen war sie sich schmerzlich bewusst. Aber dieses »So oder so« beinhaltete eben auch noch eine Chance. Entweder sie würde hier auf diesem kleinen hellblauen Welten-Ei den Weg alles Sterblichen gehen, oder ihre Schwester konnte ihr noch irgendwie helfen.
Dass sie überhaupt auf Hilfe angewiesen war, ließ ihre Zähne knirschend gegeneinander kämpfen. Sie hasste ihre eigene Schwäche; dieses Energievakuum, das sie von innen her in sich zusammenfallen ließ.
Was sie spürte, war die eigene Vergänglichkeit; Machtlosigkeit.
Sie hasste es mehr als alles andere in den Welten.

»Wir spüren deinen Hass, kleine Freundin. Du bist wie wir! Loderst! Hell und heiß! Huch, hatten wir ja fast vergessen ... tust du eben nicht mehr! Kein glühend weißer Hass mehr! Nur noch ein Häufchen Asche bist du!«

Sie musste den Flammen Recht geben. Sie war schwach. Schwach und unnütz. Unnütz wie ein nasses Streichholz in den Nebelregen auf Nimbus. Jeder Zwerg-Phönix auf ganz Tartaros hätte sie piepsend ausgepfiffen. Aber was sollte sie hassen? – Ihre eigenen Gedanken bliesen die schadenfrohen Stimmen wieder in die gemeine Glut, aus der sie entsprungen waren.

»Was soll ich denn hassen? Diesen hässlichen, niedlichen, weißen Pullover mit dem blöden, süßen Schaf drauf?« – Sie merkte nicht, wie sie es beiläufig streichelte. – »Ich liebe es, ihn zu hassen! Genau wie diesen dummen, schlauen Trottel, der einst Kiro war? Dem es jetzt bestimmt eh schon dämmert, was für eine Macht er über mich besitzt?
Hoffentlich bleibt er noch eine Weile blind. Nur solange bis er sein Versprechen eingelöst hat. Dieser gewitzte Dummkopf weiß bereits zu viel ... und stellt immer noch mehr und mehr Fragen! Wenigstens ist er jetzt abgelenkt.« 
– Das Schaf erfuhr nun, zerknautscht, weniger zärtliche Behandlung – »Abgelenkt in ihren hässlich-coolen Regenbogenfängen.
Ach, scheiß drauf! Flammenkind braucht Neko. Nur Neko! Und sonst niemanden! Naja, ... Neko brauchte auch Serva noch, diese Hülle in der schwachen, kümmerlichen Menschen-Haut. Licentia muss mir einfach helfen! Es gibt keinen anderen Ausweg. Schwesterherz würde mich nicht enttäuschen. Mich niemals vergessen, nicht verleugnen, oder betrügen. Ja, soviel steht in dieser wackeligen Welt zumindest noch fest!
Wäre doch gelacht, wenn ...«

»Na, mein kleiner Feuerkäfer? Schon wach? Kipp nicht ins Feuer beim Wackeldackeln. Nicht, dass du dir noch was tust.«

»Halt die Schnauze, du Fusselbirne!«

»Hey-hey, was ist denn? Nicht gut geschlafen? Irgendwas passiert, dass du so missmutig bist? Soll Onkel Amor dich mal in den Arm nehmen ...?«

»Du meinst wohl auf den Arm nehmen ... Du kannst mich mal!
Ich weiß, was du getan hast, aber das is mir schnuppe!«

»Oha ...! Schön, dass ich helfen konnte. Wo stecken denn die zwei Turteltäubchen? Meinst du, sie sind noch ... naja, du weißt schon ... beschäftigt?« Sein selbstgerechter Spott schlug Neko mit voller Breitseite an den Hinterkopf.

Stinksauer krallte sie das nächstbeste Buch vom kleinen Glastisch und feuerte es blindlings in Richtung dieser bösen Zunge.
Leider traf sie ihn nicht so, wie er sie getroffen hatte, sondern schoss mit dem schnurgerade durch den Raum fleddernden Buch beinahe Azur ab, der gerade durch die Tür schwankte und sich noch den Schlaf aus den Augen rieb. Hätte er das wortgewandte Wurfgeschoss nicht mit einem Reflex, der ihn selbst ernsthaft erstaunte, aus der Luft gepflückt, wäre wohl eines der Buntglasfenster der großen Schiebetür scherbenreich das Einschlagsziel gewesen.

Auch der sich darunter wegduckende Provokateur hatte es bereits vorahnungsvoll scheppern hören. »Bist du bescheuert? Bei dir piept's wohl unterm frisch gestutzten Pony! Willst du vielleicht den Alten wecken?«

»Dann hör auf, so scheiße zu mir zu sein! Sonst schieb ich dir das nächste hier in deinen ...«

»Habt ihr beide 'nen Vogel?«, schnitt das scharf geschliffene Flüstern Azurs beiden ins Gewissen, während er den Buchtitel seines Fangs schmunzelnd erkannte und behutsam die Tür schloss.
»Was ist denn mit euch los? Hier geht es immer noch um Leben und Tod! Schon vergessen? Was kann denn so wichtig sein, dass ihr euch darüber schon wieder in die Wolle bekommt? Ich dachte, es wäre jetzt alles geklärt!«

Nur ein verächtliches Schnauben von Amor, der sich auf einen Stuhl am Esstisch sacken ließ und ein geringschätziges »pfff« von Neko, die ihren Blick wieder den Flammen widmete, waren die unglaublich einsichtigen Antworten auf Azurs Rüge.

»Super! Können wir dann los? Ist ja nicht so, dass uns wortwörtlich die Zeit im Nacken sitzen würde«, legte er noch einmal gewissentlich nach.

»Wo bleibt unser Blondschopf?«, wollte Amor, im nächsten Anflug von Erfolgsbestätigung wissen. »Hast du die Arme so hart rangenommen, dass sie jetzt nicht mehr laufen ...«

Laufen war das richtige Stichwort. Denn Nekos lautlosen Anlauf, samt neuster, geräuschärmerer Bewaffnung, war ihm glatt entgangen.
Das erste, was er von ihr vernahm, war der elegante Satz eines beuteschlagenden Samtpfötchens, den sie auf den Tisch machte.
Dann ging der dumpf puffende Bombenhagel eines demontierten Sofapolsters auf ihn nieder.
– In den Händen dieses hungrigen Kätzchens allerdings: das wohl unsanfteste Polsterelement, das je einen Männerkopf zurecht gerückt hat. –

Amors Glück, dass die Staublosigkeit den wütenden Wildkatzenangriff ziemlich schnell zähmte. Andernfalls hätte es wohl, statt lediglich frisurzerstörender Daunen-Dresche, brennende Federn in seine Dreadlocks geregnet.
Einer musste ja schlichten. So griff Azur – schon nach den ersten fünfzehn bis zwanzig Schlägen – ganz gemächlich nach Nekos Handgelenk. Sie ließ ihn. Schwer keuchend und mit vor Genugtuung winkenden Nasenflügeln hob sie das Kissen noch einmal und ließ es, als Symbol ihres Triumphes, ausgestreckt über ihrem Kopf schweben.

Amor war sichtlich noch mit der Navigation zwischen den unbekannten Sternen in seinem eigenen kleinen Universum beschäftigt.
Irgendwo aus dieser Leere kam dennoch ein kurzer Funkspruch:
»Memo an mich selbst: Ja, is klar, hab ich verdient.« er schüttelte sich die Locken. »Ich wollte doch nur wissen, ob Kalliope uns begleitet.
– Wäre aber schon interessant zu wissen, was du alles mit ihr ...«

Der letzte Hieb trug Azurs Signatur.
»Gut, du hast deinen Spaß gehabt. Jetzt lasst uns dieses Portal öffnen.«

Amor fing wieder an zu feixen.

»Was?!«, fragte Azur.

»Ach, nichts. – Nur schön, dass wir jetzt auch ›Spaß‹ am ›öffnen‹ eines ›Portals‹ hatten, äääh, haben.«

Da Neko es nicht verstanden zu haben schien, beließ es Azur kommentarlos bei dieser Anspielung. Er half dem immer noch schwer atmenden Flammenkind, an seiner Hand vom Tisch zu hüpfen. Bei der Landung gaben ihre Beine jedoch nach und sie landete unsanft auf den Knien.

»Alles in Ordnung mit dir, Neko?«

»Ja-ja. Es is nix. Bin nur ... umgeknickt.«

Schließlich standen alle um den kleinen Orientteppich herum.
Azur beugte sich auf einem Knie herunter und fuhr mit den Fingerkuppen über das eng verknüpfte Muster des Gewebes – und Kalliope hatte Recht. 
Als wäre es das normalste auf der Welt, konnte er den Teppich regelrecht lesen. Diesmal war nichts mehr verschwommen oder schemenhaft. Auch musste er sich weit weniger stark konzentrieren und auch kein Augenschließen war von Nöten. Als würde er mitten auf dem Anstoßpunkt eines Fußballstadions im Flutlicht durch eines seiner Mangabücher blättern, tauchten Bilder, Worte, längere und kürzere Verse, Zeilen und Absätze hell erleuchtet vor seinen klaren, geöffneten Augen auf.
In alle Richtungen und immer schneller schwirrten die Fragmente uralter Geschichten umher, die zwischen die bunten Knoten des Reliktportals verknüpft waren. Jedes hatte seine eigenen Nuancen. Er wusste, welche er suchte. Die Kopfnote des Geschmacks eines smaragdenen Traums gewürzt mit der richtigen Prise Zeit. Aber irgendetwas fehlte noch. Es war zu hell. Dem Grün der weichenden Worte fehlte etwas.
Ein Geräusch vermutlich. Ja, es klang viel zu hellgrün. Er fügte noch ein wenig dunkle, ehrgeizige Neugier hinzu. Der Ton stimmte. Und zwei Worte offenbarten sich. Sie schlugen flehend wie die Fäuste eines Gefangenen Geschöpfs an die Gitterstäbe des geistigen Gefängnisses namens: Verstand.

„ALETHEIA" und „SISYPHOS"

Der Schlichter grübelte. Doch was verband die beiden Worte?
Griechisch war doch seine Spezialität, aber er konnte auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeit erkennen. Jetzt kniff er doch die Augen angestrengt zusammen. Amor und Neko knieten sich zu seinen Seiten auf den Teppich und sahen sich mit ratlosen Augen an.

»Was ist, Herr Azur? Startschwierigkeiten?«, witzelte es in sein linkes Ohr.

»Drängel ihn nich! Er bekommt das schon hin!«, verteidigte ihn Neko, ins rechte Ohr, durch seinen Kopf hindurch, gegen Amor. Dann richtete sie sich an ihn. »Was siehst du?«

» ›Aletheia‹ und ›Sisyphos‹. Aber ich muss einen Schlüssel finden, um das Portal zu öffnen.«

»Einen Schlüssel?«, erklang im Duett.

»Ja. Eine Gemeinsamkeit, denke ich. Ich muss ein Gleichgewicht finden. Irgendwie ... gibt es eine nervige ... wie soll ich sagen? – Disharmonie ... die einen gemeinsamen Nenner sucht. Ich kann das Gefühl nicht erklären. Aber beim ersten Mal hat es ja auch geklappt.
Aletheia heißt Wahrheit. Und Sisyphos musste in der Mythologie eine Strafe; eine sinnlose Aufgabe erledigen. Das mit dem Stein den Berg Raufrollen, der immer wieder runterrollt. Ihr wisst schon.
Ist die Wahrheit gleichermaßen sinnlos?
– Oder ist die Wahrheit eine Strafe?«

»Strafe«, dachte er immer wieder angestrengt. »Strafe, Strafe ...«

Ȁhm... Kollege Einfallspinsel? Vielleicht fragst du bei griechischer Geschichte mal jemanden, der da einen Hauch mehr Ahnung hat?
Sagen wir mal ... der da in seiner Jugend abgehangen hat?«, echauffierte sich die Stimme zu seiner Linken. »Sisyphos ist 'nen Querkopf hoch zehn gewesen. Aber ein guter Kumpel. Das mit dem Steinchen-Kullern stimmt zwar so in etwa, aber du vergisst, warum er den Job aufgebrummt bekommen hat. Er hat Thanatos, den aufgeblasenen, hochnäsigen, ... ach lassen wir das. Er hat ihn jedenfalls damals ordentlich verarscht. Thanatos war auch so 'n Typ, von denen ich dir erzählt habe, der den Lux damals in den Arsch gekrochen ist und sich danach für einen Gott gehalten hat. Todesgott! – Uhuuu, jetzt müssen alle Angst haben ... Jedenfalls hat Isy ihn ganz schön dumm aussehen lassen. Er wollte mit Möchtegern-Göttern nichts am Hut haben. Hat sich gegen die feinen Herrn gestellt und allen die Wahrheit über sie erzählt. Checkst du's? Wahrheit – Wahrheit. Da hast du deine Lösung. Tja, wenn du mich nicht ...«

»Das ist es nicht.« Azur schüttelte energisch den Kopf.

»Darf ich auch mal was sagen? – Kerle ...«, schaltete sich die Stimme über seiner rechten Schulter wieder dazu und räusperte sich.
»Aletheia war zufällig eine gute Freundin von mir. Sie wurde von Prometheus gemacht. Einem Dra'ák-Veteris – also: Ältesten. Sie hatte aber auch eine Zwillingsschwester, die sie irgendwann ... getötet hat. Spielt jetzt keine Rolle, warum. Aber sie hat, von da an, ihren Platz als Botin der Wahrheit übernommen. Sich für sie ausgegeben. Dabei war ihr Kern, der des Verrats. Dafür wurde sie später, als das rauskam, verbannt. Sie wurde wegen Hochverrats an den Dra'ák Thanatos verkauft, soweit ich weiß. Also ist Thanatos doch vielleicht die Verbindung!«

»Tha-na-...«, schrieb Azur auf das weiße Blatt in seinem Kopf. Aber noch bevor er es zu Ende buchstabiert hatte, öffnete er die Augen wieder und das strahlende Blau der Erkenntnis beleuchtete den Teppich vor den Dreien. Als wäre in seinem Kopf eine Kaputte Birne gewechselt worden.

»Ich danke euch!« Er legte beiden kurz die Hände auf die Oberschenkel, bevor er sie wie zum Gebet erhob. »Sisyphos hat Thanatos als Gott verleugnet und bekämpft, richtig? ­– Und die falsche Aletheia hat ihre Schwester verraten! ... und ermordet. Das macht sie beide zu: ... Ketzern!«

Kaum hatte er das Wort ausgesprochen und seine Hände auf den Teppich gelegt, begann das Gewebe sich merkwürdig zu verflüssigen. Wie drei Fliegen auf dem Honig klebten sie nun an ihm fest. Irgendetwas stimmte immer noch nicht, das spürten sie alle.

»Neko  was haben wir vergessen? Haben wir beim letzten Mal etwas anders gemacht?« Seine Stimme erhob sich in die beunruhigend ahnungslosen Höhen eines Opernsängers, der bei einer Weltprämiere den Text vergessen hatte. – Blackout.

»Staub?«, quietschte Neko, fast in identischer Besorgnis-Tonlage.

»Du bist ja ein toller Reiseleiter!«, war Amors Kommentar, der sich daraufhin in seine Umhängetasche griff und ein erschreckend überdimensioniertes Bowie-Messer herauszog. »Dafür schuldest du mir was – Grünschnabel!«, sprach er und ließ die blitzende Klinge in seine Mähne gleiten. Eine zackige Handbewegung später fiel eine seiner weißgrau-melierten Strähnenbüschel herab. Kaum berührten sie das immer noch halbversiegelte Tor, verwob es sich mit dessen Fasern.
Das Material auf dem sie knieten, nahm nun die erwartete dunkelgrüne Farbe an.

Doch der unerwartete Geruch von ranzig faulem Blut setzte sich sofort pfefferminzlos in Azurs Nase, drang überfallartig seine Kehle hinunter und vergrub sich übelerregend tief in seinem Magen.
Mit einem Gefühl im Bauch, als hätte er gerade den verwesenden Kadaver einer hochsommerlichen Unfallkatze verschlungen, gab der Boden unter ihnen nach und sog sie in seinen lautlosen Schlund.

Das Buch, dessen Wucht beide Männer vorhin gerade so entkommen waren, wippte noch kurz auf dem Rand des teppichförmigen, grünen Abgrunds, wo es zurückgelassen werden sollte, bevor die Worte auf dem Einband – „Das Alte Testament" – dem Schlichter lautlos in die Tiefe folgten.

– In blutiger Prophezeiung –

(T -53h:40m:00s)

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